Meine Timelines verhielten sich anlässlich der Papstwahl ähnlich niedlich aufgeregt wie bei königlichen Großereignissen. Atemlos saß man vor den auf einmal durchgehend yellowpressmäßigen Newsstreams. Man starrte gebannt auf symbolstark rauchende Schornsteine und auf wallende rote Prachtgewänder, auf das so bemühte und auch so sorgfältig inszenierte Reenactment vergangener Größe und Macht. Ähnlich wie es die Volksmenge im Mittelalter direkt vor den Palästen und Kirchen getan haben wird. Einige vergaben laufend kritische Haltungsnoten für die Darsteller, die durch die historisch anmutenden Bilder liefen. Manche mansplainten oh so kenntnisreich die katholische Kirche und ihre Riten sowie auch die Geschichte der Päpste und ihrer Namen. Einige machten ruchlose Hofnarrenwitze.
Sehr weit jedenfalls sind wir seit jener Zeit, in der die mittelalterliche Menge noch gebannt vorm Gemäuer stand und nach oben sah, in mancher Hinsicht doch nicht gekommen.
Interessant aber auch, dass direkt, binnen weniger Minuten nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses, bereits erste Befunde über diesen neuen Leo vermeldet wurden. Scharfe Statements wurden da gepostet, wie dieser Mann so sei, was man von ihm alles erwarten könne und was sicher nicht, wofür er bei diversen Themen stehe und was nun alles passieren werde. Das wurde alles mit großer Sicherheit im Tonfall ausgesagt.
Von diesen Statements waren nicht wenige falsch, eher verzerrend oder zumindest deutlich unterbelichtet, wie sich kurz darauf und nach der beflissenen Kenntnisnahme anderer Quellen zeigte. Sie waren dafür aber oft umso drastischer formuliert. Denn es ist und bleibt doch so eine Sache, das mit der Aufgeregtheit, den Fakten und der Positionierung im Internet.
Aber egal. Siehe auch Schulhof, Büroflur, Eltern-Whatsapp-Gruppen etc., am Ende unterliegt alles dem gleichen Ablauf.
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Und hier ohne jeden Zusammenhang noch etwas neu erschienene, eher fluffige Musik, womöglich passend zum Wetter und zum Wochenende. Ich bin sicher kein Experte für tendenziell gutgelaunte Musik, aber das hier kommt mir geeignet vor für diesen Monat, dem man so oft die Wonne voranschreibt.
Herman Dune (Wikipedialink)– The buffoon of love. Buffoon, das Wort habe ich lange nicht mehr gehört oder gelesen. Die erste vorgeschlagene Übersetzung ist Possenreißer, und es gibt also doch einen Zusammenhang zum ersten Teil des Textes, guck an. Denn dieses Wort klingt wieder nach dem oben bereits erwähnten Mittelalter. Possenreißer der Liebe also.
Ich möchte an dieser Stelle aufgrund einer sich spontan aufdrängenden Erinnerung die Frau grüßen, die mich vor vielen Jahren im Bett einmal Verkehrskasper genannt hat. Auch wenn sie sicher schon seit Jahren nicht mehr mitliest. Auch einmal ins Vage winken, ins unverbindlich Erinnerte.
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